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Protestsong
von Tim Price
Staatstheater Oldenburg, 2014

Mit: Klaas Schramm
Regie: Felicitas Braun
Bühne und Kostüm: Thilo Zürn
Dramaturgie: Matthias Grön



Klaas SchrammKlaas SchrammKlaas SchrammKlaas Schramm


PRESSESTIMMEN

 

Danny (verkörpert vom herausragenden Klaas Schramm) ist sauer auf die Londoner Occupy-Bewegung. Genau vor seinem Zuhause, den Stufen der St. Pauls‘ Cathedral, versammeln sich unzählige Demonstranten, um in unmittelbarer Nähe des Bankenviertels der Weltmetropole für soziale, menschliche und finanzielle Gerechtigkeit zu demonstrieren. (...)

Bei der Premiere erntete das verbliebene Ensemblemitglied Klaas Schramm viel Applaus und Bravo-Rufe für den 65-minütigen Monolog des erfolgreichen britischen Autors, der als Deutsche Erstaufführung zu sehen ist.

Erfreulich, dass dem Schauspieler (...) die Chance gegeben wird, auch die ernste Seite seines Könnens zu zeigen. Und diese Aufgabe erledigt Klaas Schramm mit Bravour. (...)

Die erst 27-jährige Regisseurin (gibt) ihrem Protagonisten alle Möglichkeiten, sein Können auszuspielen.


komplette Kritik:
http://oldenburger-onlinezeitung.de/kultur/theaterkritik-lauter-protestsong-mit-klaas-schramm-45103

  


"Eine beeindruckende Bühne hat auch Thilo Zürn für die deutschsprachige Erstaufführung von Tim Prices «Protestsong» gebaut: ein Zwischending aus Richtstätte und Baugerüst steht da in der Exerzierhalle, einem historischen Bau etwas abseits der Innenstadt, der noch von Vorgängerintendant Müller als Spielstätte entdeckt wurde. Im Gegensatz zu Stefanie Graus Wasserrad wird dieses Gerüst aber bespielt: Es wird mit Transparenten behängt, als Tribüne genutzt und ist damit eine raffinierte Lösung für die arg konkrete Anlage von Prices Einpersonenstück.
«Protestsong» ist schnelles Theater, laut, durchzogen von bösem Humor...

Die junge Regisseurin Felicitas Braun findet für diesen nicht unproblematischen, aber grundsympathischen Stoff einen klugen Rhythmus, lässt den begnadeten Performer Klaas Schramm mal kotzen, brüllen, pöbeln, mal melancholisch seine Position reflektieren, mal das Publikum direkt angehen. «Occupy hat mein Leben versaut», lautet der Schlusssatz, «weil es mir Hoffnung gegeben hat.» Wer würde das nicht unterschreiben?" (Theaterheute)

 

 

Oldenburg - Von Johannes Bruggaier.

Eben am Bahnhof ist man dem aufdringlichen Obdachlosen noch wie so oft im großen Bogen aus dem Weg gegangen. Doch kaum sitzt man im Theater, ist er plötzlich wieder da: schiebt sich mit fettigem Haar und kurzen Hosen pöbelnd durch die Zuschaurreihen, bettelt um Geld, belästigt junge Frauen.

Und diesmal gibt es kein Entrinnen, kein Wegschauen und kein Weghören. Wobei das Letztere besonders wehtut angesichts einer enthemmten Vulgärsprache: Wer nichts mehr zu verlieren hat, der kann eben auch die Sau rauslassen.

„Protestsong“ heißt das Monodrama, in dem der britische Autor Tim Price seine Erfahrungen als Teilnehmer der „Occupy“-Bewegung 2011 verarbeitet hat.

Es spielt unter der Regie von Felicitas Braun in der Oldenburger Exerzierhalle, eigentlich aber auf den Stufen zur St. Pauls Kathedrale in London und damit zugleich im Zuhause des Landstreichers Danny (Klaas Schramm). (...) Ob das auch bei einer weniger kraftvollen Interpretation funktionieren würde? Was die Oldenburger Produktion betrifft, so ist diese Frage müßig, Schramm gibt den Danny wunderbar enthemmt, reizt die Grenzen der Zumutbarket voll aus, ohne sie je wirklich zu überschreiten.

 

komplette Kritik:
http://www.kreiszeitung.de/kultur/protestsong-monodrama-price-oldenburger-exerzierhalle-4471399.html

 

Regisseurin Felicitas Braun lässt ihren famosen Darsteller Klaas Schramm anfangs die Möglichkeiten des Textes nutzen, das Publikum aus der Komfortzone seiner Realität in den Alltag Dannys zu holen. Er spielt es an, will sich mit ihm gegen die „scheiß Demonstranten“ verkumpeln, lässt den Hut rumgehen für monetäre Gaben, sammelt Handynummern als Lebenslüge sozialer Kontakte, animiert zum Singen. Und gibt für den Fall der Fälle schon einmal den Tipp, dass in Oldenburg die Obdachlosenhilfe unweit der Theaterspielstätte angesiedelt ist. (...) Zu Beginn ist die Protestbewegung ein Witz. „Occupy ist geil / Occupy Sieg heil“, rappt Danny, genießt dann bald kostenloses Essen, interessierte Zuhörer seiner Lebensgeschichte und meint schließlich gerührt, die Unzufriedenheit der Polit-Aktivisten spiegele seine eigene. Danny lässt sich eingemeinden. Möchte zurück ins Leben. Will wieder was. Egal was. Zum Beispiel Studiengebühren abschaffen, Bürgerrechte in Ägypten, Einstellung der Bohrungen in der Antarktis. Und vor allem: seinen Sohn sehen. Für Danny ist Occupy keine Spielerei, sondern plötzlich sein Leben. Ein Missverständnis. Denn irgendwann nervt es die Platzbesetzer, dass ihre Teestube Obdachlosenkneipe ist. Wohlfühlen geht besser im homogenen Team. Offiziell wird Danny wegen Drogengenusses und Gewalt wieder ausgegliedert.